Von den drei ab 1939 unter dem Namen Ognewitsch, „Der Feurige“, projektierten sowjetischen Raketenflugzeugen I-302, Maljutka
und BI-1 erreichte nur letztere das Stadium intensiver Flugerprobungen.
Die Maschine war als Hochgeschwindigkeits-Abfangjäger zum Objektschutz
geplant. Angeregt wurde die Entwicklung nach einem Gespräch des
Konstrukteurs Viktor Bolchowitinow und dem Volkskommissar (Minister) für Luftfahrtindustrie Alexei Schachurin mit Josef Stalin im August 1941. Die Arbeiten erfolgten im Konstruktionsbüro (OKB)
Bolchowitinow, das sich in den 1930er Jahren vor allem mit dem Bau
unkonventioneller Flugzeuge einen Namen gemacht hatte. Entwickelt wurde
es von Alexander Beresnjak und Alexei Issajew, die Konstruktion wird deshalb auch als Beresnjak-Issajew BI-1 bezeichnet. Das Kürzel BI steht für Blischni Istrebitel (Nahjäger). Den Konstrukteuren wurde nach dem deutschen Angriff auf die Sowjetunion
aber aufgrund höchster Dringlichkeitsstufe nur 35 Tage statt der
geplanten drei Monate zum Bau zugestanden. Die Leitung hatte Viktor
Bolchowitinow übernommen, der auch schon die Entwicklung des
Raketengleiters RP-318-I geleitet hatte.
Das verwendete Einkammer-Raketentriebwerk D-1A-1100 wurde mit Kerosin betrieben, als Oxidator diente Salpetersäure. Entwickelt hatten es Leonid Duschkin und Wladimir Schtokolow. Am 10. September 1941 begannen die ersten antriebslosen Gleitversuche, wobei die BI-1 von einer Pe-2 auf Höhe geschleppt wurde. Anschließend mussten die Tests, bedingt durch den Vormarsch der deutschen Truppen
und die daraus resultierende Evakuierung des Konstruktionsbüros hinter
den Ural ab 16. Oktober 1941 einige Monate ausgesetzt werden. Am 27. April 1942 fand erstmals ein Testlauf des eingebauten Triebwerks am Boden statt und am 15. Mai absolvierte Pilot Grigori Bachtschiwandschi
in drei Minuten und neun Sekunden den ersten Flug mit eingeschaltetem
Triebwerk. Er endete beinahe mit einer Katastrophe, denn beim
Landeanflug brach eine Triebwerksleitung und giftige Dämpfe verteilten
sich in der Kabine, so dass Bachtschiwandschi die BI-1 fast blind und
unter Atemnot landen musste. Zwar setzte er das Flugzeug so hart auf,
dass eine Fahrwerksstrebe brach, aber der Prototyp war gerettet und
konnte nach einer Reparatur weiter genutzt werden.
In den anschließenden Tests unterzog man die BI-1 einer
Hochgeschwindigkeitserprobung, ein Bauauftrag über 50 Serienmaschinen
war schon erteilt worden. Beim siebten Flug kam es zur Katastrophe, als
die Maschine außer Kontrolle geriet und den Piloten Grigori
Bachtschiwandschi am 27. März 1943 in den Tod riss. Trotz anschließender
umfangreicher Windkanalversuche konnte die bekanntgewordene gefährliche
Neigung der Maschine, bei hohen Geschwindigkeiten plötzlich die Nase
nach unten zu nehmen, nicht abgestellt werden. Daraufhin verfügte man
einen Produktionsstopp, einige der schon fertiggestellten sieben
Vorserienmuster wurden jedoch noch erprobt.
Mit der BI-5 konnte am 9. März 1945 eine Steiggeschwindigkeit
von 91,08 m/s erzielt werden. Nach einer Bruchlandung stellte man jedoch
die Arbeiten an dem nicht mehr notwendig gewordenen Projekt ein. Die
vorhandenen Maschinen sowie 20 im Bau befindliche wurden ausnahmslos
verschrottet.
Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Bolchowitinow_BI-1
Videos: BI-1
The Russian Interceptor Built To Take Down The Luftwaffe | Bereznyak-Isayev BI-1


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