Samstag, 16. Januar 2021

Henschel Hs 293 - Condor 1/72

Die Henschel Hs 293 war eine funkferngesteuerte deutsche Gleitbombe im Zweiten Weltkrieg, die vor allem für den Einsatz gegen Schiffe vorgesehen war. Die Waffe wurde nach Sicht manuell ins Ziel geführt (heute als MCLOS bezeichnet) und war einer der ersten Vorgänger heutiger Seezielflugkörper. Die Hs 293 wurde in Schönefeld bei Berlin von der Henschel Flugzeug-Werke AG entwickelt und gebaut. 

Die Gleitbombe wurde vom Trägerflugzeug aus über eine Funkfernsteuerung mit 18 Kanälen im Frequenzbereich um 50 MHz ins Ziel gesteuert. Die Fernsteueranlage bestand aus einem Sender (FuG 203) mit dem Decknamen „Kehl“ im Flugzeug und dem „Straßburg“-Empfänger (FuG 230) in der Gleitbombe. Eine elektrische Drahtlenkung mit Tonfrequenzsteuerung über einen nachgeschleppten doppelten Saite­ndraht von max. 30 km Länge (2 × 18 km in der Bombe, 2 × 12 km im Flugzeug) war in Entwicklung, kam jedoch nicht zum Einsatz. Damit wäre die Hs 293 gegen Funkstörungen unempfindlich gewesen. Auch wurde eine „FB“(Fernsehbild)-Steuerung mit einer Auflösung von 224 Zeilen entwickelt, mit der das Bild einer Kamera („Tonne“; ca. 17 cm × 17 cm × 40 cm groß) in der Gleitbombe per Funk zum „Seedorf“-Fernsehempfänger im Flugzeug übertragen wurde, um so eine Zielführung zu ermöglichen. Diese Version Hs 293 D mit „Tonne“/„Seedorf“-Anlage gelangte nicht mehr zur Serienreife. 

Der erste Einsatz der Hs 293 erfolgte am 25. August 1943, hierbei wurde die britische Sloop Bideford beschädigt. Zwei Tage später wurde mit einer Hs 293 die britische Sloop Egret versenkt. In der Folge entwickelte sich die Hs 293 zum erfolgreichsten deutschen Lenkflugkörper des Krieges. Mit über 30 beschädigten oder versenkten Kriegsschiffen war sie bis zur Einführung der französischen Exocet mehr als 30 Jahre später der weltweit erfolgreichste Seezielflugkörper. Auf ihr Konto gehen neben der Egret mehrere Zerstörer sowie zahlreiche Handelsschiffe. Am 26. November 1943 versenkte eine Heinkel He 177 mit einer Hs 293 den britischen Truppentransporter Rohna vor der algerischen Küste. Von den insgesamt 2195 Menschen an Bord kamen 1138 (nach anderen Quellen 1170) ums Leben, darunter 1015 US-amerikanische Soldaten. Es war der größte Menschenverlust der Amerikaner im Zweiten Weltkrieg auf See. Für den Einsatz gegen stark gepanzerte Ziele, wie z. B. Schlachtschiffe, reichte die Durchschlagskraft der Hs 293 jedoch nicht aus.

Weitere Schiffe, die durch eine Hs 293 beschädigt oder versenkt wurden:

  • HMS Landguard (leicht beschädigt zusammen mit HMS Bideford in der Biskaya am 25. August 1943)
  • HMCS Athabaskan (Tribal-Zerstörer; schwer beschädigt neben der Egret in der Biskaya am 27. August 1943)
  • Bushrod Washington (am 14. September 1943 während der Operation Avalanche (Zweiter Weltkrieg) versenkt)
  • James W. Marshall (am 15. September 1943 während der Operation Avalanche beschädigt, wurde als Mulberry-Hafen eingesetzt – möglicherweise aber durch „Fritz X“)
  • HMS LST-79 (versenkt)
  • Samite (beschädigt)
  • Hiram S. Maxim (beschädigt)
  • Selvik (beschädigt)
  • USS Tillman (leicht beschädigt, möglicherweise von Hs 293 oder Torpedo bei der Eskorte von Geleitzug KMF-25A)
  • HMS Rockwood (leicht beschädigt, später ausgemustert)
  • HMS Dulverton (beschädigt und versenkt)
  • Marsa (versenkt)
  • Delius (beschädigt)
  • HMS Jervis (beschädigt vor Anzio während der Operation Shingle am 23. Januar 1944)
  • HMS Janus (versenkt vor Anzio während der Operation Shingle am 23. Januar 1944 – entweder von Hs 293, Fritz X oder einem Torpedo)
  • USS Prevail (beschädigt – möglicherweise von Hs 293)
  • USS Mayo (beschädigt – möglicherweise von Hs 293 oder einer Mine)
  • John Banvard (beschädigt)
  • Samuel Huntington (versenkt vor Anzio während der Operation Shingle 29. Januar 1944)
  • HMS Spartan (versenkt vor Anzio während der Operation Shingle am 29. Januar 1944)
  • USS Herbert C. Jones (beschädigt vor Anzio während der Operation Shingle 15. Februar 1944)
  • Elihu Yale (versenkt vor Anzio während der Operation Shingle 16. Februar 1944 – längsseits liegendes Landungsboot LCT 35 wurde ebenfalls versenkt)
  • HMS Inglefield (versenkt)
  • HMS Lawford (8. Juni 1944 versenkt – möglicherweise von Hs 293, im Kriegsbericht steht nur „Lufttorpedo“, laut Rohwer „vermutlich durch Do 217 der III./KG 100 mit Hs 293“)
  • USS Meredith (versenkt – möglicherweise von Hs 293)
  • HMCS Matane (beschädigt)
  • USS LST-282 (versenkt)

Im späteren Verlauf des Krieges wurde die Hs 293 vereinzelt auch an der Ostfront und in der Normandie gegen Landziele, vor allem Brücken, eingesetzt.

Als Trägerflugzeuge wurden vor allem Bomber vom Typ Heinkel He 111, He 177, Dornier Do 217, Focke-Wulf Fw 200 und Junkers Ju 290 verwendet. Im Laufe des Krieges wurden mindestens 1200 Stück gebaut.

Die Treffgenauigkeit ist vor dem Hintergrund der damaligen Funktechnologie als hoch zu bezeichnen, so wurde bei Tests ein Kreis von 25 m Durchmesser bei zwölf Anflügen zwölf Mal getroffen. Nicht zuletzt wegen Produktionsfehlern lag die Trefferwahrscheinlichkeit im Einsatz niedriger, trotzdem erreichten die Fw 200 und He 177 der II. und III. Gruppe des Kampfgeschwaders 40 (KG 40) eine Trefferquote von 31 % bei 28 % Versagern. Bei der II./KG 100 erzielten die eingesetzten Do 217 bei 25 % Versagern eine Trefferrate von 55 %.

Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Henschel_Hs_293  



 

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