Die Vickers Wellington war ein zweimotoriges britisches Kampfflugzeug des Herstellers Vickers-Armstrongs, das im Zweiten Weltkrieg hauptsächlich als Bomber
zum Einsatz kam. Zwischen 1936 und 1945 wurden 11.461 Maschinen
verschiedener Versionen produziert. Damit ist die Wellington der meistgebaute Bomber der Royal Air Force (RAF). Die „Wimpys“ wurden unter anderem noch bis Anfang der 1950er Jahre als fliegender Prüfstand für die ersten Strahltriebwerke und Turboprops verwendet.
Der Spitzname „Wimpy“ beruhte auf der in den 1930er Jahren populären Zeichentrickfigur Popeye, die einen Freund namens J. Wellington Wimpy hatte. In der RAF wurde die Maschine fast nur „Wimpy“ genannt.
Die Wellington war am Anfang des Zweiten Weltkrieges der wichtigste
schwere Bomber der Royal Air Force. Sie kam bis zum Kriegsende in
verschiedensten Rollen zum Einsatz.
Anfang der 1930er Jahre gab das Air Ministry die Spezifikation B.9/32 über einen neuen schweren Bomber heraus. Ein schwerer Bomber in Hochdecker-Bauart wurde als zu schwerfällig eingeschätzt. Daher entwarf man einen Mitteldecker,
der geringere Ruderkräfte, höhere Geschwindigkeiten und einen
sparsameren Kraftstoffverbrauch versprach. Nachteil der
Mitteldecker-Konfiguration ist jedoch, dass der Querholm,
der die beiden Tragflächen verbindet, große Kräfte aufnehmen muss –
hier treffen die Auftriebskräfte der Tragflächen und die Rumpflast
aufeinander – und daher sehr mächtig ausgelegt werden muss. Der
Hauptholm wird daher sinnvollerweise im Schwerpunkt
angebracht, wo auch die Bomben und der Haupttank liegen. Folge ist eine
Verlagerung des Schwerpunkts beim Abwurf der Bomben oder dem Leeren des
Tanks während des Fluges. Ein „tiefer Schulterdecker“ oder Mitteldecker wurde daher als realistischer Kompromiss eingeschätzt und in der Wellington verwirklicht.
Das größte und schwerste Bauelement dieser Flugzeugkonstruktion
ist ein Kastenholm, der zwischen den beiden Motorgondeln verläuft und
Rumpf und Tragflächen verbindet. An ihm sind die schwersten Baugruppen
befestigt: Die beiden Motoren (jeweils 600 kg) und das Hauptfahrwerk.
Weiterhin die Bombenlast (bis zu 2700 kg), die zentralen Treibstofftanks
und die Außenflügel. Um die Größe von Treibstofftanks und Bombenschacht
zu maximieren, musste die Außenkonstruktion möglichst leicht und ohne
ins Flugzeuginnere ragende Teile sein.
Vickers-Chefkonstrukteur Barnes Wallis plante daraufhin einen zweimotorigen Mitteldecker mit der patentierten geodätischen Rumpf- und Flügelstruktur. Bei dieser Bauweise wurden Stäbe aus Leichtmetall
diagonal zu einer Gitterstruktur verbunden und anschließend mit Stoff
bespannt. Ergebnis war eine sehr steife, dabei leichte und robuste
Struktur, bei der durch Beschuss lediglich die Bespannung beschädigt,
die Stabilität des Flugwerks aber nur bei direkten Treffern gefährdet
wurde. Der Nachteil dieser Bauweise war, dass sie arbeitszeitintensiv
und damit teuer war. Der Ressourcenverbrauch erschien hingegen
vertretbar. Das geringe Eigengewicht erlaubte Neuerungen wie gepanzerte
Pilotensitze und Steuerungs-Elemente wie Seilzüge, Hydraulikleitungen,
Batterien und eine Kraftstoffnotreserve, die im Hauptholm untergebracht
waren. Große Teile des Rumpfes waren frei begehbar. Das war bei
erhaltenen Treffern von Vorteil, denn wenn die Rumpf- oder
Flügelbespannung einmal eingerissen war, wurde die Bespannung vom
Fahrtwind stark ausgebeult. Dies hatte eine zum Teil erhebliche
Veränderung der Flugeigenschaften zur Folge. Es kam vor, dass die
Besatzung während des Fluges durch Treffer verursachte Löcher im
Flugzeug mit ihren Schwimmwesten zustopfte, um die Maschine wieder unter
Kontrolle zu bringen. Eine der ersten Weiterentwicklungen waren
verschließbare Sperrholz-Schotte.

Der Erstflug des Prototyps (K4049) war am 15. Juni 1936. Außer einem vergrößerten Seitenleitwerk
mussten keine größeren Änderungen vorgenommen werden. Im August 1936
wurden die ersten Serienmaschinen bestellt. Die ersten Wellington Mk I
hatten Sternmotoren vom Typ Bristol Pegasus XVIII mit 1000 PS und kamen im Oktober 1938 zur No. 9 Squadron.
Bei Kriegsbeginn 1939 waren die Mehrzahl der Flugzeuge des Bomber Command Wellingtons. Schon der erste große Einsatz gegen den deutschen Flottenstützpunkt Wilhelmshaven geriet zum Fiasko. Beim Luftgefecht über der Deutschen Bucht am 18. Dezember 1939 wurde die von Stanley Baldwin
1932 aufgestellte These widerlegt, dass ein Bomberverband, bei dem sich
die Flugzeuge mit ihren Abwehrwaffen gegenseitig deckten, „immer
durchkommt“ („Whatever people may tell him, the bomber will always get
through“ …). Die Jagdstaffeln der Luftwaffe waren durch Funkmessgeräte (Radar) frühzeitig gewarnt und konnten mit ihren Messerschmitt Bf 109 und Bf 110
die anfliegenden 22 Bomber abfangen. Das Ergebnis waren zwölf
abgeschossene und weitere drei schwer beschädigte Wellingtons, die nach
der Rückkehr in England als Totalschaden abgeschrieben werden mussten.
Das RAF Bomber Command griff daher in der Folgezeit bis zum
Kriegsende überwiegend bei Nacht an. Mit Wellingtons ausgerüstete
Staffeln wurden in den ersten Kriegsjahren noch viele Male gegen
Deutschland eingesetzt, bis die viermotorigen Bomber (Short Stirling, Handley Page Halifax und Avro Lancaster) in größerer Zahl zur Verfügung standen. Die Wellington, nun als mittelschwerer Bomber eingestuft, war beim ersten Tausend-Bomber-Angriff auf Köln am 30. Mai 1942 mit ca. 60 Prozent der eingesetzten Maschinen beteiligt. Der Typ wurde in vielen Varianten gebaut; die meisten Änderungen betrafen neue Motoren. Es wurden dabei statt des Pegasus auch Bristol Hercules, Rolls-Royce Merlin und auch Pratt & Whitney Twin Wasp
eingebaut. Auch eine Höhenbomber-Version Mk V mit Druckkabine wurde
erprobt, aber 9.145 m Höhe waren unzureichend, und nur eine Squadron
wurde 1941 mit diesem Typ ausgestattet. Die Wellington kamen auch in
Nordafrika und im Fernen Osten sehr erfolgreich zum Einsatz. Nach 1941
war aber das RAF Coastal Command
der größte Nutzer. Hier kam sie als U-Boot-Jäger, Minenleger und mit
einem Magnetring auch als Minenräumflugzeug zum Einsatz. Außerdem wurde
sie zum Schleppen von Lastenseglern und dem Absetzen von
Fallschirm-Agenten genutzt. Ohne Bewaffnung wurde sie auch zum Transport
von Truppen und Material verwendet. Die Produktion endete nach neun
Jahren am 25. Oktober 1945.
In einem hochbrisanten Vorfall griff ein deutscher Nachtjäger Messerschmitt Bf 110 eine Wellington an, die von einem Angriff auf Münster zurückgekehrt war, und verursachte einen Brand am Heck des Steuerbordmotors. Der zweite Pilot, Sergeant James Allen Ward (RNZAF), stieg aus dem Rumpf, trat Löcher in das dotierte Gewebe des Flügels für Fuß- und Handgriffe, um den Steuerbordmotor zu erreichen, und erstickte die brennende obere Flügelabdeckung. Er und das Flugzeug kehrten sicher nach Hause zurück und Ward wurde mit dem Victoria Cross ausgezeichnet.
Ab 1944 begann die Entwicklung des Passagierflugzeugs Vickers Viking, für das Außenflügel und Fahrwerk der Wellington verwendet wurden.
Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Vickers_Wellington
Video: Vickers Wellington