Die
Mil Mi-24 (russisch
Миль Ми-24, NATO-Codename:
Hind, deutsch
Hirschkuh) ist ein in der Sowjetunion entwickelter Sowjetunion des Hubschrauberherstellers Mil. Die sowjetischen bzw. russischen Piloten bezeichn(et)en ihre Maschinen als
летающий танк (letajuschtschi tank, Fliegender Panzer) oder
крокодил (
Krokodil, aufgrund des Tarnfarbenmusters) sowie
стакан (
stakan, Glas, wegen der großflächigen Cockpitverglasung des
Mi-24A). Ungewöhnlich für einen Kampfhubschrauber ist die Fähigkeit des Mi-24, auch Truppen transportieren zu können.
Der Mi-24 ist mit zwei Gasturbinen-Triebwerken ausgerüstet und besitzt eine Haupt-Heckrotor-Anordnung mit fünfblätterigem Hauptrotor.
Die Entwicklung dieses Hubschraubers begann Mitte der 1960er-Jahre noch zu Lebzeiten von Michail Mil. Vom Ausgangsmodell Mil Mi-8
wurden Triebwerke, Rotoren und andere mechanische Komponenten
übernommen, der Rumpf wurde vollkommen neu gestaltet. Im Gegensatz zu
den meisten anderen Kampfhubschraubern
kann der Mi-24 als Angriffshubschrauber Transportaufgaben übernehmen.
So ist er dafür ausgelegt, bis zu acht ausgerüstete Soldaten geschützt
ins Gefechtsfeld zu transportieren. Als „fliegender Schützenpanzer“ gehörte es zu den Aufgaben des Mi-24, schnell über dem Gefechtsfeld zu agieren. Seine Aufgaben sind die Panzerabwehr, Feuerunterstützung bei amphibischen Operationen, Ausheben gegnerischer Stützpunkte, Bekämpfung gegnerischer Hubschrauber und Begleitschutz für eigene Hubschrauber.
Das erste Vorführmodell mit der Bezeichnung W-24 (die 24 war die
Bezeichnung für die Rumpfversion) wurde 1966 fertiggestellt. Dieses
übernahm viele Merkmale von der Mi-8, erinnerte aber mit dem langen
Heckausleger auch an die amerikanische Bell UH-1.
Die Maschine hatte Stummelflügel und bot Platz für zwei nebeneinander
sitzende Piloten im Cockpit und acht Soldaten im Rumpf. Das Mockup wurde
offiziellen Vertretern des sowjetischen Verteidigungsministeriums um
Marschall Rodion Jakowlewitsch Malinowski
vorgestellt, dieser lehnte die Maschine jedoch ab. Nach diesem wurden
anhand der Kritiken zum ersten Mockup mehrere weitere gebaut. Auf
Initiative von Andrei Antonowitsch Gretschko
(dieser hatte 1967 Malinowski abgelöst und auch an der Vorstellung des
ersten Mockups teilgenommen) wurde am 29. März 1967 eine offizielle
Ausschreibung zum Bau eines Kampfhubschraubers vorgelegt, der 315 km/h
erreichen und 12,7-mm-Geschossen widerstehen sollte. Mil beteiligte sich
mit einer W-24-Version, während Konkurrent Kamow die Ka-25F
(eine stark modifizierte Version der Ka-25) einreichte. Mil gewann die
Ausschreibung und am 6. Mai 1968 wurde der Auftrag zum Bau eines
Prototyps erteilt. Das erste vollständige Mockup wurde im Februar 1969
fertiggestellt und am 19. September 1969 startete der erste Prototyp
OP-1 mit German W. Alfjorow am Steuer zum Erstflug. Nachdem zwei
Prototypen flogen, wurde durch das zuständige Ministerium der Bau von
zehn weiteren Hubschraubern unter der Bezeichnung Produkt 240
(inoffiziell Mi-24) erlaubt. Fünf davon wurden bei Mil und fünf im
Herstellerwerk Arsenjew
gebaut. Vier der Maschinen waren für Flugtests, eine für Waffentests,
zwei für statische Tests, eine für mechanische Lasttests und zwei als
Vorlage für die Produktion gedacht. Einer der Prototypen diente später
als Basis für den Mi-24B, während zwei der zehn Mi-24 für die
Entwicklung des Mi-24D genutzt wurden. Die Tests durch den Hersteller
und die Armee (ab Juni 1970) förderten eine Reihe von Unzulänglichkeiten
zu Tage. So wurden die schlechte Sicht aus dem Cockpit, die
unzulängliche Richtungskontrolle, Stabilitätsprobleme beim
Hochgeschwindigkeitsflug und unzureichende Hot-and-High-Leistungen
bemängelt. Letzteres war zum Teil auf ein nicht optimales
aerodynamisches Design der Rotorblätter (was erst mit dem Mi-24WM
behoben wurde), als auch auf die Triebwerke zurückzuführen, die bei
steigender Temperatur ab 10 °C etwa 10 % Leistung pro 10 °C einbüßten.
Die erste Serienversion war der verbesserte Mi-24A (Erzeugnis
245). Gegenüber dem Mi-24 wurde die Sicht der Piloten durch eine
geänderte Kanzel verbessert und die Instabilität bei hohen
Fluggeschwindigkeiten durch neue Flügel beseitigt. Weitere Änderungen
betrafen die Panzerung sowie den Einbau des optischen Zielsystems
9Sh121-01 für die 9M17M-Panzerabwehrraketen. Die Serienfertigung begann
Ende 1970 im Herstellerwerk Arsenjew und 1971 hatte der erste
Serienhubschrauber seinen Erstflug. Auch während der Produktionszeit
wurde noch eine Reihe von Verbesserungen eingeführt. So wurde die
unzulängliche Richtungskontrolle durch die Verlegung des Heckrotors von
der rechten zur linken Seite beseitigt. Ab 1974 erhielten die
Hubschrauber eine verstärkte Konstruktion der linken Rumpfseite und des
Heckauslegers, da im Einsatz bei starken Flugmanövern Risse in diesem
Bereich auftraten. In diesem Jahr wurden auch die ersten Hubschrauber
dieses Typs in Parchim
stationiert. Bis 1975 wurden 204 Hubschrauber dieser Version gebaut.
1975 kam es auch mit der Lieferung von sechs Hubschraubern nach Libyen zum ersten Export des Hubschraubers. 1978 kam es zum ersten Einsatz des Hubschraubers im Ogadenkrieg durch Äthiopien.
Von der nur mit ungelenkten Raketen bewaffneten Trainerversion Mi-24U
(Erzeugnis 244), die aber ein signifikant verändertes Flugverhalten
zeigte, wurden ab 1973 etwa 25 Stück gebaut.
Im Jahr 1971 wurde der erste Prototyp der verbesserten Version
Mi-24B (Erzeugnis 241) fertiggestellt. Diese Version konnte die
9M17P-Rakete mit Hilfe des automatisierten und stabilisierten
Raduga-F-Lenksystems einsetzen. Auch das bisher einläufige
12,7-mm-Maschinengewehr wurde durch ein komplett neues vierläufiges Gatling-Maschinengewehr
9A-624 ersetzt, wobei sich dieses als anfällig für Staub und
Überhitzung zeigte. Auch erhielt der Hubschrauber verbesserte
TW3-117-Triebwerke. Insgesamt wurden weniger als zehn Maschinen aus
Mi-24A gebaut, da man die spätere Version Mi-24D bevorzugte. Der Mi-24B
wurden jedoch für Tests der Systeme des Mi-24D eingesetzt.
Ein Problem des Mi-24A blieb die unzureichende Sicht des Piloten.
So wurden im Juni 1972 zwei Mi-24-Vorproduktionsmodelle mit einem
komplett neuen Bugbereich ausgerüstet, bei dem Pilot und Bordschütze in
zwei Kanzeln hinter- und übereinander untergebracht waren. Diese wurden
Basis der neuen Version Mi-24D (Erzeugnis 246), die einer Kombination
des Waffensystems und der Verbesserungen des Mi-24B mit dem neuen
Cockpit entsprach. Die Serienproduktion der neuen Version wurde 1973
genehmigt. Die Produktion sollte nun in zwei Werken (Arsenjew und
Rostow) erfolgen und bereits im selben Jahr wurde der erste Hubschrauber
dieses Typs fertiggestellt. Einige der ersten Hubschrauber dieses Typs
wurden noch mit dem Heckrotor auf der rechten Seite gebaut. Die
sowjetische Armee akzeptierte den Hubschrauber nach einigen Tests
offiziell am 29. März 1976. Im Laufe der Serienproduktion wurden
wiederum eine Reihe von Verbesserungen eingeführt. So wurde die Überholungszeit
von 300 Stunden (die Triebwerke der ersten Mi-24 hatten eine
Überholungszeit von nur 50 Stunden) auf 750 Stunden verbessert. Daneben
wurde die Avionik mehrfach verbessert und 1977 neue Lufteinläufe mit
verbesserter Staubabscheidung installiert. Insgesamt wurden 625
Hubschrauber dieser Version, davon 477 in Rostow (51 für die sowjetische
Armee und 426 für den Export) und 148 in Arsenjew gebaut. Die
Exportversionen für die europäischen Partnerstaaten waren bis auf leicht
vereinfachte Raketen identisch mit der sowjetischen Version, während
die als Mi-25 bezeichneten Exportversionen für den nichteuropäischen
Bereich stärker vereinfachte Systeme enthielten. Erster Exportstaat
wurde 1978 die Tschechoslowakei, gefolgt von der DDR, Ungarn und Polen. Ab 1985 an Ungarn, Polen und Bulgarien
exportierte Hubschrauber mit der Bezeichnung Mi-24D+ enthielten einige
Systeme des inzwischen produzierten Mi-24W. In den 1980er-Jahren kamen
die exportierten Mi-25 in einigen Kriegen zum Einsatz. Darunter im Iran-Irak-Krieg, im Tschad, sowie von Syrien gegen Israel und Libanon, in Indien beim Einsatz gegen Tamilen. Große Verluste musste der Hubschrauber in Angola hinnehmen, wo fast zwanzig Hubschrauber durch ZSU-23-4-Flakpanzer und Strela-Raketen
abgeschossen wurden. Von der zwischen 1977 und 1991 produzierten
Trainerversion Mi-24DU (Erzeugnis 249) wurden etwa 105 gebaut. Bei ihr
fehlte die Kinnlafette, sie war jedoch mit den Panzerabwehrraketen und
den zugehörigen Bordsystemen ausgerüstet. Einige davon wurden auch als
Mi-35U exportiert.
Ende 1972 begannen die Abnahmetests für die Panzerabwehrrakete 9K113 Konkurs.
Im Sommer 1973 wurden zwei Mi-24D für den Einsatz dieser Raketen
umgebaut. Die neue Panzerabwehrrakete flog deutlich schneller als die
bisher verwendete und wurde per verschlüsseltem Funk anstelle einer
Drahtverbindung gesteuert, was ein neues Zielsystem Raduga-Sh mit
entsprechender Optik und neuen Antennen im Hubschrauber notwendig
machte. Die entsprechend umgebauten oder neu produzierten Hubschrauber
erhielten die Bezeichnung Mi-24W (Erzeugnis 242). Die beiden Prototypen
wurden manchmal als Mi-24PTRK bezeichnet. Der erste der beiden
Prototypen hatte am 23. September 1973 seinen Erstflug. Die Erlaubnis
für die Serienfertigung wurde im November 1975 erteilt und 1976 wurden
die ersten Hubschrauber dieser Version produziert. Auch bei dieser
Version wurden wieder einige Verbesserungen im Laufe der Produktionszeit
eingeführt. So konnten die ersten Mi-24W je zwei Raketen pro Seite
tragen. Drei Jahre nach dem Produktionsbeginn wurden neue Startträger
für je vier Raketen auf jeder Seite eingeführt und 1986 wurde dann ein
Startträger für je acht Raketen auf jeder Seite getestet, jedoch erst an
der späteren Mi-35M eingeführt. Auch Triebwerke TW-113W mit besseren
Hot-and-High-Fähigkeiten kamen bei späteren Modellen zum Einsatz, die
bis 35 °C nicht an Leistung verloren. Auch wurden Heckrotorblätter mit
größerer Blatttiefe verwendet, um Probleme bei der Stabilität und
Flugkontrolle bei hohen Temperaturen und hohen Geschwindigkeiten oder
maximaler Startmasse zu beseitigen. Weiterhin wurden die Avionik, die
Selbstverteidigungssysteme (sechs statt vier ASO-2V-02-Flare-Werfer,
Infrarotsensorstörgerät L-166W-11E, Radarwarngeräte) und die
Kommunikationssysteme im Laufe der Zeit durch neuere oder erweiterte
ersetzt. Dazu kamen verschiedene konstruktive Maßnahmen, um die
Überlebensfähigkeit zu verbessern, wie mit Polyurethan
ausgeschäumte Tanks (was zu 5 % weniger Treibstoffkapazität führte)
oder eine veränderte Kabelführung. Auch neue ungelenkte Raketen als
Ersatz der S-5 (die sich im Afghanistankrieg als ineffektiv erwiesen hatten), wie die S-8, S-13 und S-24, sowie andere Abwurfmunition, Kanonenbehälter
und Zusatztanks wurden in die Bestückungsoptionen für die Stummelflügel
aufgenommen. Die ersten Hubschrauber dieser Version wurden 1985 in die
Tschechoslowakei exportiert. Ab 1986 wurden Mi-24W an Ungarn, Bulgarien,
Polen und die Mongolei, sowie einfachere Mi-35 an Afghanistan, Sudan
und weitere Länder geliefert. Insgesamt wurden 247 Mi-24W/Mi-35
exportiert und mehr als 500 für die sowjetische/russische Armee gebaut.
Diese kamen in verschiedenen lokalen Kriegen und UN-Missionen zum
Einsatz. Alleine in Afghanistan verlor die sowjetische Armee zwischen 1979 und 1989 etwa 120 Mi-24 verschiedener Versionen.
Die Operation
Mount Hope III im Jahre 1988 war eine verdeckte
Operation, die vom 160. Special Operations Aviation Regiment der
Vereinigten Staaten durchgeführt wurde. Das Ziel der Operation war die
Bergung eines von der Sowjetunion hergestellten Kampfhubschraubers
Mi-25, der von tschadischen Truppen während der Zusammenstöße im
Zusammenhang mit dem libysch-tschadischen Krieg
bei der Eroberung des Militärflugplatzes Wadi Dum erbeutet wurde. In
der Nacht vom 10. auf den 11. Juni 1988 wurde der Hubschrauber von zwei MH-47 des 160. nach einem Flug von fast 500 Meilen von Wadi Dum unentdeckt zu ihrer Heimatbasis in N’Djamena gebracht. Von dort wurde der Hubschrauber mit einer Lockheed C-5 Galaxy
zu einer sorgfältigen Analyse in die USA transportiert. Die Mission
wurde mit der geheimen Unterstützung der Regierung des Tschad
durchgeführt.
Obwohl die Mi-24W alle vorgesehenen Systeme enthielt, war die
Armee unzufrieden mit dem eingebauten Maschinengewehr, da dieses nur
ungepanzerte Ziele bekämpfen konnte und zu Ausfällen neigte. So wurde
1975 die verfügbare 30-mm-Maschinenkanone 9A-623K in eine Mi-24D
eingebaut. Der Rückstoß der Waffe erlaubte jedoch keinen Einbau in die
Kinnlafette, weshalb sie fest an der rechten Rumpfseite installiert
wurde. Nach einigen Änderungen wie einer Verlängerung der Lauflänge der
Kanone von 1,5 auf 2,4 m zum Schutz der Raketen vor den
Munitionsabgasen, dem Einbau eines Mündungsfeuerdämpfers
zur Verringerung des Rückstoßes und Verstärkungen am Hubschrauber,
wurde der Serienbau beauftragt. Die ersten der als Mi-24P (Erzeugnis
243; Puschka, „Kanone“) bezeichneten Serienmaschinen verließen im
April 1981 das Herstellerwerk. Sie kamen schnell in Afghanistan zum
Einsatz und zeigten dort ihre Wirksamkeit. Jedoch wurde ebenso klar,
dass die Kanone für einige Einsätze überdimensioniert war und durch die
feste Installation eine Bekämpfung von anderen Hubschraubern oder gar
Flugzeugen unmöglich wurde. Bei der Besatzung war diese Version
allerdings beliebt, da sie nicht nur über große Feuerkraft, sondern
durch den Wegfall der Ziel- und Kontrollsysteme für die Kinnlafette über
ein geräumigeres Cockpit mit hervorragender Sicht verfügte. Insgesamt
wurden bis 1990 620 Hubschrauber dieser Version gebaut. Da die
Sowjetunion den Export der Mi-24P praktisch verweigerte, erhielt nur die
DDR 1989 zwölf Hubschrauber dieses Typs. Dennoch kamen einige der
Maschinen in andere Länder, da nach dem Auseinanderbrechen der
Sowjetunion die in den ehemaligen Sowjetrepubliken verbleibenden Mi-24P
zum Teil durch die Ukraine und Weißrussland an afrikanische Länder
verkauft wurden. Auch Russland produzierte ab 1994 noch einmal acht
Mi-24P für die eigene Armee sowie 47 der Exportvariante Mi-35P und
verkaufte diese an afrikanische Länder, aber auch nach Indonesien und
Peru. Einige der Mi-35P wurden mit den kleineren Stummelflügeln der
neueren Mi-35M ausgerüstet, was zu Verwirrungen bei der Typbestimmung
der gelieferten Maschinen führte.
Die Erfahrungen aus der Mi-24P führten ab 1984 zur Entwicklung
einer weiteren Variante. Diese wurde als Mi-24WP (Erzeugnis 258)
bezeichnet und erhielt die zweiläufige 23-mm-Kanone GSch-23L
in einem beweglichen Kinnturm als Bewaffnung. Da die neue Bewaffnung
eine Vielzahl von Änderungen an der Kanone und der Lafette erforderte,
dauerte die Erprobung bis zur Freigabe der Serienproduktion bis 1989.
Während der nur von 1989 bis 1990 dauernden Produktion wurden 25
Hubschrauber dieser Version produziert, von denen die meisten in
Russland verblieben.
Schon Mitte der 1980er-Jahre war dem OKB Mil klar, dass die
aktuell eingesetzten Mi-24 inzwischen bei der Navigation, den Waffen und
Sensoren den westlichen Modellen unterlegen waren. Jedoch erlaubte die
Staatsführung keine großangelegten kontinuierlichen
Modernisierungsprogramme. Zusätzlich war bekannt, dass in den
1990er-Jahren ein ausschließlich für taktische Aufgaben konzipierter
Kampfhubschrauber den Mi-24 ersetzen sollte. Das Auseinanderbrechen der
UdSSR und das folgende wirtschaftliche Chaos erlaubte jedoch keinen
kompletten Ersatz der Mi-24 und zwangen sowohl die russische Führung als
auch den nun in der Privatwirtschaft agierenden Hersteller Mil, nach
alternativen Lösungen für Russland und andere Einsatzländer zu suchen.
So wurde die Entwicklung für ein großes fünfstufiges
Modernisierungsprogramm für die russische Armee unter dem Namen Mi-24WM
bzw. Mi-35M gestartet. Die erste Stufe sollte eine Komplettüberholung
und die zweite Stufe den Ersatz von Haupt- und Heckrotoren durch die des
Mi-28 und der Triebwerke durch TW3-117WMA darstellen. Dies sollte eine
Gewichtsreduzierung um etwa 300 kg ergeben. In der dritten Stufe sollte
auf die Möglichkeit zum Einziehen des Fahrwerks verzichtet werden (90 kg
Gewichtsersparnis), die Funkausrüstung verbessert und eine neue
Unterflügelkonstruktion eingebaut werden, die es dem Hubschrauber
ermöglichen würde, bis zu 16 Panzerabwehrraketen mitzuführen. Die vierte
Stufe bestand aus dem Ersatz der Raketen durch 9M120 oder 9M39 und dem
Ersatz der Kanone durch die GSch-23W (wassergekühlte Version der
GSch-23L). Die letzte Stufe sollte im Einbau von neuen Sensoren (zum
Beispiel FLIR und Nachtsichtgeräte) und neuer Avionik bestehen. Jedoch
kam später noch ein Autopilot und eine verbessertes Navigations- und
Waffensteuersystem dazu. Eine zum Teil umgerüstete Maschine wurde 1997
auf der MAKS gezeigt. Im Gegensatz zum fünfstufigen Programm für die
Armee wurde für den Export jedoch ein dreistufiges Programm Mi-35M1 bis
Mi-35M3 angeboten, das eine andere Zusammensetzung aufwies, jedoch in
Stufe 2 etwa der vierten Stufe und in Stufe 3 etwa der letzten Stufe des
Mi-24WM entsprach. Der erste Prototyp, der in etwa der Mi-35M2-Stufe
entsprach, hatte am 4. März 1999 seinen Erstflug. Ein Hubschrauber der
Stufe Mi-35M3 flog 2001 zum ersten Mal und wurde 2003 auf der Paris Air
Show und der MAKS gezeigt. Die Entwicklung war komplett durch Mil
finanziert, aber bis dahin kein wirtschaftlicher Erfolg, da nur eine
sehr geringe Anzahl an Hubschraubern umgerüstet wurde. Auch von den
Low-Cost-Umrüstvarianten Mi-24N und Mi-24PN, die praktisch nur einen
Ersatz der Ziel- und Überwachungssensoren enthielten, wurden nur sechs
bzw. 22 bestellt (davon sechs Mi-24PN von Uganda). Einige weitere
ähnliche Umrüstvarianten unter diversen Bezeichnungen wurden nie
umgesetzt. Erfolgreicher waren später die Mi-35M-Exportvarianten, von
denen seit 2006 etwa 120 an verschiedene Länder wie zum Beispiel
Venezuela, Irak, Brasilien und auch etwa 50 an Russland ausgeliefert
wurden.
Neben dem durch den Hersteller Mil selber durchgeführten
Modernisierungsprogramm wurden die Mi-24 auch in einigen anderen Ländern
verändert und verbessert. So auch in Tschechien, Polen, Weißrussland
und auch in der Ukraine in mehr oder weniger großem Umfang. Die Ukraine
bot neben Verbesserungen an Sensoren und Selbstschutz ab 2010 auch ein
stärkeres Triebwerk an. Auch Firmen wie die französische Sagem
beteiligten sich. So stattete Sagem zwölf usbekische Mi-24 mit einem
FLIR und modernen Navigationssystemen aus. Auch die israelische Firma
Elbit rüstete einige mazedonische, senegalesische und georgische Mi-24W
mit Nachtsichtgeräten und weiterer Elektronik aus. 2003 wurde auch ein
weiterer Umbau von 25 Mi-24 durch Elbit
für die indische Armee bekannt. Nach dem Umbau wurde auch der Einsatz
israelischer Panzerabwehrraketen möglich. Auch die südafrikanische Firma
Advanced Technologies and Engineering (ATE) (heute Teil der
Paramountgroup)
baute einige Mi-24 zu „SuperHind“ genannten Maschinen um. So wurden 34
Hubschrauber zwischen 1999 und 2002 auf den Mk2-Standard gebracht.
Später wurden diese auf den Mk3-Stand nachgerüstet, der ein
Glascockpit, einen Ersatz der Kanone durch eine 20-mm-Kanone M693 von
Giat Industries sowie eine umfangreiche Sensoraustattung (zum Beispiel
das Carl Zeiss Optronics Argos 410-Z) enthielt.
Im Jahr 2013 wurde von den russischen Armeefliegern zwar eine große Anzahl von Mi-28 und Ka-52
bestellt, gleichzeitig jedoch auch eine größere Anzahl der
Mi-24-Weiterentwicklung Mi-35M. Die Bandbreite von Aufgaben, welche der
Mi-24 erfüllen kann, wird nun auf mehrere Muster wie den Mi-8ATSH und
Mi-28 aufgeteilt.
Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Mil_Mi-24
Videos: Mil Mi-24 bei der Bundeswehr
Kampfhubschrauber Mi 24- Bahna 2019
Russian Combat Helicopters In Action: MIL MI-24 Hind & Kamov KA-52 Alligator Unleash Their Firepower