Die Boeing B-47 Stratojet war ein sechsstrahliger strategischer Bomber der Zeit des Kalten Krieges aus US-amerikanischer Produktion.

Die Ursprünge der B-47 gehen auf das Jahr 1943 zurück. Damals forderten die US Army Air Forces einen Bomber, der vom amerikanischen Festland aus Deutschland angreifen könnte, falls Großbritannien
als Basis ausfallen sollte. Mehrere Hersteller machten zunächst
Vorschläge, allerdings konnte offensichtlich keiner überzeugen. Nach der
Wende im Kriegsverlauf, die eine britische Niederlage unwahrscheinlich
werden ließ, trat die Forderung einer sehr hohen Reichweite zunächst in
den Hintergrund. Stattdessen erfolgte die offizielle Ausschreibung für
einen Bomber mit einer Höchstgeschwindigkeit von 800 km/h oder mehr. Des
Weiteren wurden eine Flughöhe von mindestens 12.200 Metern sowie eine
Reichweite von 5600 km gefordert. Da die geforderten Leistungswerte
nicht mit einer konventionellen Propellermaschine erreicht werden
konnten, wurde General Electric mit der Entwicklung der TG-180-Strahltriebwerke, später als J35 bezeichnet, beauftragt.
Als im April 1944 der Entwicklungserfolg des J35 realistisch
erschien, forderte die USAAF Vorschläge von Unternehmen für einen
strahlgetriebenen Bomber. Boeing legte als eines von vier Unternehmen
zunächst eine Reihe recht konventioneller Entwürfe vor. Diese reichten
vom Model 345 mit vier J35 unter B-29-Tragflächen über das Model 413 zum größeren Model 424. Auch dieser Entwurf war im Grunde genommen eine etwas verkleinerte B-29 mit vier Düsentriebwerken. Daraufhin folgte mit dem Model 432
der letzte Boeing-Entwurf mit geraden Tragflächen, wobei die vier
Triebwerke im Rumpf untergebracht werden sollten. Ende 1944 erteilte die
USAAF Phase-I-Entwicklungsaufträge an alle vier Unternehmen. Im Laufe
des Jahres 1945, nach dem Kriegsende in Europa, begannen die USA damit,
deutsche Wissenschaftler in die USA zu bringen. George Schairer,
damaliger Chef-Aerodynamiker bei Boeing, wertete deutsche
Forschungsergebnisse aus Windkanalversuchen aus. Hier sah er Studien
über sehr dünne gepfeilte Tragflächen und ihm wurde schnell klar, dass
solch eine Konstruktion deutlich höhere Leistungen erbringen würde.
Daraufhin überzeugte er seine Vorgesetzten davon, diese Forschungsarbeit
in den neuen Bomber einfließen zu lassen.
Aus dem Model 432 mit geraden Tragflächen entstand schrittweise daraufhin bis zum September 1945 das Model 448
mit Pfeilflügeln, wobei Schairer den Pfeilungswinkel sogar über den
höchsten bei den deutschen Daten gefundenen Wert von 29° auf 35°
vergrößerte. Während das Model 448 noch zwei zusätzliche
Triebwerke im Heck erhielt, änderte man schließlich auch die Anordnung
der Triebwerke, die nun in dem endgültigen Konzept Model 450-1-1
unter den Tragflächen aufgehängt wurden. Da diese jedoch, entsprechend
den deutschen Forschungen, sehr dünn ausgeführt waren, bestand ein
strukturelles Problem. Da klar war, dass die Maschine sechs Triebwerke
bräuchte, die Tragflächen aber eigentlich nur vier hätten tragen können,
fasste man je zwei Triebwerke in den inneren Gondeln zusammen, während
die äußeren Gondeln je ein einzelnes Triebwerk erhielten. Die USAAF
akzeptierten das Modell 450 und beauftragten Boeing mit der
Weiterentwicklung. Nun war noch das Problem der Fahrwerke zu beheben.
Zwar konnten jetzt alle sechs Triebwerke an den Tragflächen angebracht
werden, allerdings war damit die sonstige Gesamttragfähigkeit erschöpft,
weshalb das Fahrwerk nun komplett in den Rumpf verlegt werden musste.
Da der neue Bomber auch die zu der Zeit noch sehr großen Atombomben
abwerfen können sollte, bedurfte es eines großen internen
Waffenschachts, was wiederum den Platz für das Fahrwerk reduzierte.
Schnell war offensichtlich, dass das konventionelle Bugradfahrwerk nicht ausreichte. Um die Stabilität auch weiterhin zu garantieren, wurde das neue Tandemfahrwerk
entwickelt. Es bestand aus zwei gleich dimensionierten, jeweils mit
zwei Rädern versehenen Fahrwerksbeinen, die auf der Rumpf-Mittellinie
vor und hinter dem Bombenschacht angeordnet waren sowie zwei
zusätzlichen stabilisierenden Stützrädern an den inneren
Triebwerksgondeln zwischen den Triebwerken. Dieses Konzept stellte
Boeing im Oktober 1945 der USAAF vor. Eine Attrappenbesichtigung fand schließlich im April 1946 statt.
Die USAAF bestellte noch im April 1946 zwei Prototypen (Model 450-3-3). Diese erhielten von der neu gegründeten US Air Force die Bezeichnung XB-47.
Der erste XB-47-Prototyp wurde am 17. Dezember 1947 von den Testpiloten
Robert Robbins und Scott Osler erstmals geflogen. Diese berichteten
nach dem 52 Minuten dauernden Jungfernflug von sehr guten
Flugeigenschaften, bemängelten aber die zu geringe Schubkraft. In den
folgenden Testflügen festigte sich die Erkenntnis, dass stärkere
Triebwerke benötigt wurden. So entwickelte General Electric
die J47-GE-3-Triebwerke, die zunächst als TG-190 bezeichnet wurden. Die
zweite XB-47 startete dann erstmals mit den neuen Triebwerken am
21. Juli 1948. Auch der erste Prototyp wurde mit diesen nachgerüstet.
Da die Maschine einen kompletten Neuentwurf darstellte, waren die
Flugtests für diese Zeit besonders intensiv und langwierig. Im
Wettbewerb gegen die North American B-45, Convair XB-46 und Martin XB-48 setzte sich die B-47 relativ schnell durch. All diese Modelle setzten noch auf konventionelle Flugzeugzellenentwürfe,
deren Kolbenmotoren lediglich durch Strahltriebwerke ersetzt worden
waren. Dadurch erreichten sie jedoch deutlich schlechtere Leistungen und
unterlagen im Vergleich. Die XB-45 ging zwar noch vorübergehend als
B-45 Tornado in Dienst, allerdings auch nur als Übergangslösung,
bis die B-47 einsatzbereit waren. Am 3. September 1948 bestellte die
US-Luftwaffe dann schließlich die ersten B-47-Maschinen.
Die ersten B-47-Bomber wurden 1951 in Dienst gestellt. Dennoch kamen sie im Koreakrieg
nicht mehr zum Einsatz, da die Besatzungen erst auf den neuen Typen
ausgebildet werden mussten. Für sie waren die neuen Maschinen eine echte
Umstellung, da sie zuvor auf den vergleichsweise trägen Bombern B-29 Superfortress und B-36 Peacemaker
ihren Dienst verrichtet hatten. Nun hatten sie eine viel schnellere
Maschine zu Verfügung, mit der auch völlig neue Flugmanöver möglich
waren, die aber zunächst trainiert werden mussten. So war das
grundsätzliche Anflugmanöver für einen Atombombenabwurf komplett
verändert. Mit der B-47 lernten die Besatzungen, sich zunächst in großen
Höhen ihrem Ziel zu nähern. Im Endanflug gingen sie in den Tiefflug
über, bevor sie kurz vor dem Ziel zu einem starken Steigflug ansetzten.
Bei diesem wurde die Bombe ausgeklinkt, wodurch diese in einer Wurfparabel in ihr Ziel fliegen sollte. Der Bomber setzte das Manöver mit einem Aufschwung fort, um sich entgegen der ursprünglichen Angriffsrichtung vor den Waffenwirkungen in Sicherheit zu bringen.
Diese Art der Bombardierung wird auch „Toss Bombing“ genannt. Auch wenn
umstritten ist, ob solche Manöver die Maschine rechtzeitig aus dem
Gefahrengebiet hätten bringen können, trainierten die Besatzungen sie
derart. Die Belastungen für die Besatzungen waren deutlich höher; die
Besatzung war auf drei Mann reduziert. Dies ermöglichte eine viel höhere
Anzahl an Maschinen bei reduzierter Waffenlast gegenüber der B-36.
Damit einher gingen neue Einsatzpläne, mit denen sich die Besatzungen
erst vertraut machen mussten. Dies wiederum führte dazu, dass die
Maschine erst 1953 operativ einsatzfähig war.
Im täglichen Einsatz wurden dann zunächst weitere Defizite sichtbar.
So war die Maschine beim Startlauf trotz der stärkeren Triebwerke immer
noch untermotorisiert, wodurch sich die Startstrecke verlängerte. Dies
wurde bei der B-Version mit JATO-Zusatzraketen
behoben. Auch die Landeeigenschaften waren nicht unproblematisch. In
der Regel waren die Maschinen beim Landen zu schnell, was ein recht
hartes Aufsetzen zur Folge hatte. Dies erhöhte die Belastungen für das
Fahrwerk, weshalb häufiger Wartungen durchgeführt werden mussten, als
ursprünglich geplant war. Dennoch waren die Maschinen recht
wartungsfreundlich, da sich beschädigte Teile relativ einfach
austauschen ließen. Auch war, trotz Problemen mit der Avionik, die Zuverlässigkeit der Maschinen recht gut.
Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Boeing_B-47
Videos: Boeing B-47 Stratojet JATO Takeoff
Boeing B-47 Stratojet - "Air Force Recruiting" - 1954
Boeing B-47 Stratojet
The B-47 and Jimmy Stewart "Strategic Air Command" Movie