Die
Mirage IV war ein strategischer Bomber für den Atombombeneinsatz bei den französischen strategischen Fliegerkräften (FAS) sowie als Aufklärungsflugzeug im Einsatz.
Der Prototyp der mit Deltaflügeln ausgestatteten Mirage IV flog erstmals am 17. Juni 1959 mit Dassault-Cheftestpilot Roland Glavanny an Bord. Quer-, Höhen- und Seitenruder wurden elektrisch angesteuert, zusätzlich war ein mechanisches Backupsystem vorhanden.
Beim 33. Flug wurde vom Prototyp erstmals Mach 2 erreicht. Die
Maschine diente später der Pilotenausbildung und verunglückte am 13.
Februar 1963. Die erste von drei Vorserienmaschinen
Mirage IVA flog am 12. Oktober 1961 zum ersten Mal. Diese besaßen
gegenüber dem Prototyp die stärkeren Atar-9C-Triebwerke und waren um 3,6
m länger; die Tragflächen wiesen eine um 0,68 m vergrößerte Spannweite
auf. Die dritte Maschine entsprach bereits dem Serienstand und war mit
den wiederum stärkeren Atar-9K-Triebwerken und mit einer
Luftbetankungssonde anstelle eines Staurohrs
am Bug ausgerüstet. Durch diese Konstruktion musste das Radar in einem
halbrunden Buckel unter dem Mittelrumpf untergebracht werden. Der Rumpf der Serienmaschinen wurde bei Sud Aviation hergestellt.
Als erste Einheit stellte die Escadron de Bombardement 1/91 Gascogne auf dem Militärflugplatz Mont-de-Marsan am 1. Oktober 1964 die ersten vier Maschinen Mirage IVA
in Dienst. Die französischen Luftstreitkräfte hatten zunächst 50
Exemplare bestellt und orderten später weitere zwölf Maschinen, die bis
zum März 1968 in Bordeaux-Merignac gefertigt wurden. Das zweite Baulos
der Flugzeuge konnte dabei anstelle der Bewaffnung auch
CT-52-Aufklärungsbehälter tragen. Die Streitkraft, drei Staffeln stark
(um die 45 von 62 insgesamt gebauten Flugzeugen), wurde von zwölf KC-135-Tankern versorgt. Im Ernstfall war geplant, dass zwei Mirage IV von einem Tankflugzeug
begleitet würden, wobei eine Mirage die Bombe, die andere weiteren
Treibstoff an Bord hätte, um dann, wenn der Tanker nicht weiter ins
Zielgebiet vordringen könnte, als „Zweittanker“ zu dienen.
Der einzige scharfe Einsatz war eine Versuchsmission (Operation
Tamoure), bei der am 19. Juli 1966 eine Mirage IV im Südpazifik etwa 500
km vom Atoll Hao entfernt eine 70-Kilotonnen-Bombe abwarf.
Um zu gewährleisten, dass die Bomber
binnen kürzester Zeit einsatzbereit waren, wurden 80 Prozent
Einsatzbereitschaft zu jeder Zeit aufrechterhalten. Ein Flugzeug war (je
nach Bedrohungsstufe) rund um die Uhr in sofortiger, 5- oder
15-Minuten-Alarmbereitschaft. Es bestand die Möglichkeit, die Mirage IV mit Startraketen auszustatten.
Ab 1971 waren zwölf Flugzeuge zur Aufnahme des halbversenkten
Aufklärungsbehälters CT 52 ausgerüstet, der Rest der Flotte wurde später
nachgerüstet. Ab 1974 war die Aufklärer-Mirage IV bis ins Jahr 1987 im Libysch-Tschadischen Grenzkrieg eingesetzt worden.
Als im September 1979 klar wurde, dass die Mirage 2000N, für die der Abstandsflugkörper ASMP
entwickelt wurde, erst viel später in Dienst gestellt werden könnte,
wurde die Entscheidung für einen Umbau der Mirage IV gefällt. Die nun
unter der Bezeichnung Mirage IVP (P für Penetration) geführten
Flugzeuge wurden speziell für den Tiefflugeinsatz umgebaut. Im Rahmen
der Umbauarbeiten wurde die Avionik erneuert, die nun über ein
Tiefflugangriffssystem auf Basis dualer Trägheitsnavigation (gegenüber dem üblichen Doppler-Navigationssystem) sowie über ein Arcana-Impuls-Doppler-Radar von Thomson CSF verfügte. Für die elektronische Kriegführung wurden Störsender und Düppelwerfer
in die Maschinen eingebaut. Der Erstflug der ersten umgebauten Maschine
erfolgte am 12. Oktober 1982. Im Mai 1986 wurden die ersten von 18
nachgerüsteten Mirage-IV-Jets (nach einem Unfall wurde später eine
weitere Maschine umgerüstet) in Dienst gestellt.
Die Maschinen blieben als Atombomber bis zu ihrer offiziellen
Außerdienststellung am 4. Juli 1996 und Ersatz durch die Mirage 2000N im
Einsatz. Bis am 23. Juni 2005 dienten die verbliebenen Flugzeuge als
strategische Aufklärer, die auch in Bosnien (1995), Kosovo (1998), Irak
(1998 und 2003) und in Afghanistan (2001) zum Einsatz kamen.
20 Maschinen sind noch heute auf dem Militärflugplatz Chateaudun
eingelagert, der Rest ist in Museen oder auf Fliegerhorsten zu sehen.
Vom Erstflug 1959 bis zum Betriebsende 2005 kam es mit Dassault Mirage
IV zu 12 Totalschäden von Flugzeugen. Bei 5 davon kamen 9 Menschen ums
Leben.
Quelle: Dassault Mirage IV
Videos: Last Take Off of a Dassault Mirage IV Super Sonic Bomber at Payerne Switzerland 2004
Les guerriers du ciel : Mirage IV p (reportage aviation)