Montag, 22. September 2025

Amiot 143 - Heller 1:72

Die französische Amiot 140 war ein Mehrzweck-Kampfflugzeug und für den Einsatz als Bomber, Aufklärungsflugzeug und Begleitschutzjäger vorgesehen. Der rechteckige Rumpf, das große nicht einziehbare Fahrwerk und die klobigen Tragflächen gaben diesem Schulterdecker ein markantes Aussehen. Der Grund für die außergewöhnlich dicken Tragflächen war, dass dadurch von innen ein Zugang zu den Triebwerken ermöglicht wurde.  

 

Das Konzept für die Amiot 140 stammt aus dem Jahr 1925 und ging für eine Spezifikation aus dem Jahre 1928 gegenüber der Bleriot 137, Breguet 410 und SPCA 30 als Sieger hervor. Der Erstflug fand jedoch erst am 12. April 1931 statt. Nur ein Exemplar der Amiot 140 wurde unter dieser Bezeichnung gebaut. Später wurden zwei weitere Prototypen gebaut; einer wurde mit Geschütztürmen ausgerüstet (Amiot 141), der zweite wurde mit Gnome-Rhone-14K-Triebwerken mit Turboladern ausgerüstet (Amiot 142, Erstflug Januar 1936).

Der Erstflug des Bombers Amiot 143 (bzw. Amiot 143M) fand im August 1934 statt. Diese Variante wurde ab 1935 mit insgesamt etwa 138 Exemplaren als Tag-, Nachtbomber und Langstreckenaufklärer  in Serie gebaut. Als sie 1940 in den Kriegseinsatz kam, war sie jedoch hoffnungslos veraltet. Dennoch kamen 87 Amiot 143 in den Fronteinsatz. Sie wurden bei den GB I/34 und II/34 im Norden, I/38 und II/38 im Osten eingesetzt und 17 wurden für eine afrikanische Gruppe aufgestellt. 

Im französisch-deutschen Sitzkrieg wurden mit Amiot 143 zunächst Flugblätter über dem Deutschen Reich abgeworfen. Nach dem Kriegsbeginn wurden sie vorerst nur für Nachteinsätze gegen deutsche Nachrichtenverbindungen verwendet. Bei einem Tageinsatz gegen einen deutschen Brückenkopf am 10. Mai 1940 bei Sedan wurden 12 von 13 Amiot 143 von Messerschmitt Bf 109 zerstört. Daraufhin wurde sie nur noch als Transportflugzeug eingesetzt. Einige wurden von der II/38 in Syrien eingesetzt und nach der Landung der Alliierten an diese übergeben. Einige wenige wurden von den deutschen Truppen als Transporter geflogen. Nur elf der Flugzeuge verblieben 1943 in der unbesetzten Zone Frankreichs, davon waren nur drei flugfähig.

Die weiterentwickelte Amiot 144 (Erstflug 18. Januar 1936) hatte ein einziehbares Fahrwerk und kleinere Tragflächen, die Amiot 147 ein doppeltes Leitwerk und Hispano-Suiza-12Ydrs-Triebwerke. Die geplanten Amiot 145 mit Hispano-Suiza-14A4- und die Amiot 146 mit Gnome & Rhône-18-Triebwerken wurden nie gebaut. Die Amiot 150, von der 1937 ebenfalls nur ein Exemplar gebaut wurde, war ein Aufklärer und Torpedobomber, bei dem das Fahrwerk gegen Schwimmer ausgewechselt werden konnte. 

Ein bemerkenswertes Detail der Amiot 143 war das Doppelsteuer, wobei der Pilot die Maschine normalerweise vom oberen Cockpit aus steuerte. Für den Bombenwurf wurden die Kontrollen und das Steuer in den großzügig verglasten unteren Mannschaftsraum verlegt, wobei der Pilot das Flugzeug von unten nach den Angaben des Bombenschützen steuerte. Da alle Bombenwurfkontrollen im unteren Mannschaftsraum angebracht waren, war das sicherlich von Vorteil. Ob es allerdings das Mehrgewicht und das komplizierte Umschaltprozedere rechtfertigt bleibt dahingestellt.

Die Amiot 143 wurde im Juli 1935 in Dienst gestellt und bis 1938 ausgeliefert. Sechs Maschinen sollten während des Spanischen Bürgerkriegs an die spanische Luftwaffe geliefert werden. Es gibt jedoch keine Hinweise darauf, dass diese während des Krieges ausgeliefert wurden. Als die letzten Auslieferungen im März 1938 erfolgten, war die Amiot veraltet und wurde bereits durch modernere Flugzeuge wie die Bloch MB.131 ersetzt. Bei Ausbruch des Zweiten Weltkriegs waren noch fünf Gruppen sowie eine in Afrika stationierte Gruppe mit Amiot 143 ausgerüstet. Am 10. Mai 1940 waren noch 87 Amiot 143 im Frontdienst, davon 50 für vier Gruppen: GBs I/34 und II/34 im Norden, GBs I/38 und II/38 im Osten und 17 für eine afrikanische Gruppe, GB II/63, die gerade mit Martin 167F umgerüstet wurde. Nach Beginn der Schlacht um Frankreich wurde die Amiot 143 hauptsächlich bei Nachtangriffen auf deutsche Flugplätze und Kommunikationslinien eingesetzt und erlitt relativ geringe Verluste. Eine Ausnahme bildete ein Tagesangriff von 10 Amiots der GBs I/34, II/34 und II/38 auf deutsche Brückenköpfe bei Sedan am 14. Mai 1940. Trotz Jagdbegleitung wurden zwei Amiots abgeschossen, während eine dritte notlanden musste, bevor sie zum Stützpunkt zurückkehrte. 52 Amiot 143 befanden sich in der unbesetzten Zone und 25 in Französisch-Nordafrika. Sie wurden in die GBs I/38 und II/38 umstrukturiert und bis Juli 1941 eingesetzt, als sie durch Bomber des Typs LeO 451 ersetzt wurden. Einige Amiots des Typs II/38 dienten den Franzosen als Transportflugzeuge in Syrien. Diese Gruppe schloss sich später den Alliierten nach ihrer Landung in Afrika an. Die letzte Amiot 143 wurde im Februar 1944 außer Dienst gestellt. Einige Amiot 143 sollen von den Deutschen requiriert und als Transportflugzeuge eingesetzt worden sein. Nur 11 waren in der unbesetzten Zone bei der Vichy-Luftwaffe eingesetzt. Als diese 1943 von den Deutschen besetzt wurde waren nur drei davon flugfähig. Hätte der Krieg für Frankreich etwas länger gedauert, wären wahrscheinlich alle Amiot 143 zu Schulflugzeugen umgewandelt und durch modernere Bomber wie die LeO 451 ersetzt worden. 

Quellen: Amiot 143 (englisch) 

               Amiot 143 (deutsch) 

Videos: French bomber Amiot 143 training (1940) - (ohne Ton) 

             Amiot 143: The Flying Greenhouse of the Armée de l'Air 

             Amiot 143 | Als die Aerodynamik Urlaub machte 

 

Der betagte Heller-Bausatz ist weder schlicht gehalten noch einfach zu bauen. Was mich lange davon abgehalten hat diesen Bausatz in "Angriff" zu nehmen, war die Tatsache, daß der Kit absolut kein Innenleben hat. Es ist nicht mal ein Pilotensitz dabei . . . also innendrin komplett "nackt". Ich weiß nicht ob das bei moderneren Bausätzen anders geworden ist, oder ob einfach das alte Modell neu aufgelegt wurde, aber bei den beiliegenden immens dicken Klarsichtteilen ist da eh nichts zu erkennen. 

Ich habe das Innenleben nach Fotos und Videoaufnahmen in Eigenregie scratch gebaut - was eine schier unendliche Aufgabe darstellte, da die Flugzeuge anscheinend immer unterschiedliche Ausrüstung für die verschiedenen Aufgaben hatten. Ich wollte eine Vichy-Maschine, da eine solche in meiner Sammlung noch fehlte, ich das farbenfrohe Design der tristen olivgrünen Version einfach vorzog und diese Version von nicht allzuvielen Modellbauern umgesetzt wurde. Natürlich wurde auch alles nachdetailliert, was im Bausatz fehlt. Erstaunt hat mich dann doch, wie klein der Bombenschacht gehalten war, obwohl die Amiot 143 doch eine erhebliche Bombenlast transportieren konnte. Die Tragflächen-Bombenracks haben da doch vermutlich einen Großteil dazu beigetragen. Vielleicht wurden die Bombenschächte später auch modifiziert, um "handelsübliche" Bomben aufnehmen zu können. Als Transporter kann ich mir dieses Teil eigentlich kaum vorstellen, außer man hat das untere Doppelsteuer komplett ausgebaut. Aber auch da dürfte nicht allzuviel Platz für Transportgut entstanden sein. Das sog. Gewächshaus war derart vollgestopft, daß eine wirkliche Bewegung mit Fliegeranzügen kaum möglich war. 

Natürlich habe ich auch alle dicken Klarsichtteile (ca. 3mm Dicke) der unteren Verglasung durch dünnes Klarsichtplastik ausgetauscht, um zumindest dem Original näher zu kommen - und natürlich den von mir aufwendig gestalteten Innenraum besser einsehbar zu machen. Ich bin heilfroh den Bausatz "gemeistert" zu haben und würde einen zweiten Amiot 143 Kit nicht nochmal bauen wollen. Alles in Allem eine unglaubliche Erfahrung, was aber auf jeden Fall ein herrliches Modell für die Vitrine ergibt.  

Die ersten "Innenarbeiten" zeigen deutlich, wie viel Arbeit hier investiert werden musste. Das komplett nackte Modell wäre niemals (für mich) akzeptabel gewesen . . . 
 










































 


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